Heiliger Norbert & Magdeburg
Heiliger Norbert & Magdeburg
Diese klösterliche Philosophie in einer Verbindung von Spiritualität und Seelsorgegemeinschaft hat der heilige Norbert von Xanten im zwölften Jahrhundert aufgegriffen weil es ihm zum einen der ursprünglichen Idee des Evangeliums und des Lebens der Apostel am nächsten zu sein schien, zum anderen weil es ihm die beste Basis für die damals dringend benötigte Reform der Kirche war. Im neu entstehenden Prämonstratenserorden trat nun eine zweifache Modernisierung dieses Gedankens hinzu: zum einen organisierten sich die Prämonstratenser-Klöster in einer zentralen Ordensorganisation mit Prémontré als symbolischem Haupt und einem demokratisch gewählten Generalkapitel als Entscheidungsgremium mit Satzungshoheit, zum anderen wurde das System der sog. Visitationen eingeführt, einer Art regelmäßiger wechselseitiger Evaluation mit Auditing zur Selbstvergewisserung, dass Prämonstratenser im Sinne ihrer ursprünglichen Berufung zum tatsächlichen Wohle der Kirche und der Menschen folgen.
Verbunden mit der ungeheuren Dynamik und Motivationskraft des heiligen Norbert faszinierte der Orden viele Menschen, auch bereits bestehender Klöster, so dass er mit Männer- und Frauenklöster rasch wuchs, obwohl der heilige Norbert nach der Ordensgründung im Jahr 1121 in Prémontré schon 5 Jahre später im Jahr 1126 Erzbischof von Magdeburg wurde. Auch in dieser neuen Funktion diente er allerdings zuvörderst der Reform der Kirche und nahm seine Ordensbewegung mit nach Magdeburg, wo ganz rasch mehrere Klöster im Erzbistum entstanden, besonders das Kloster Unser Lieben Frauen in Magdeburg. Hier wurde Norbert nach seinem frühen Ableben im Jahr 1134 – nach einer Erkrankung bei einem Rom-Zug – auf seinen Wunsch und auf Intervention des Kaisers hin begraben, nicht im damaligen alten Dom, seiner eigentlichen Bischofskirche. So wollte er das Leben im Geiste des Evangeliums und der Apostel akzentuieren, und dafür steht sein, wenn auch seit 1627 leeres, Grab dort bis heute.